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Der Alte (W. L. M. Pehlemann)

Auf dem Bild...  als der Alte noch deutlich jünger war.

Der Alte, nein, nicht der vom deutschen Fernsehen, nicht geschauspielert von mir. Dafür ermangelt es mir an Ausbildung für die Film- und Fernseh-Welt.

 Hier geht es ausnahmsweise einmal um mich. Oder schon wieder einmal?
Es ist nur gerade niemand da, dem ich hier den Vortritt lassen könnte.
Aber nach mir, also auf der nächsten Seite ist noch viel frei für diese oder jene Biografie aus anderer Pehlemann'scher Feder.

Versuch einer Biografie - Wolfgang L. M. Pehlemann 1947 bis 2024

  Gesagt ist gesagt, hier nun etwas „Biografisches“ über mich, Wolfgang Lothar Michael Pehlemann, der ich im Stammbaum zur Zernickower Hauptlinie gehöre, so wie es hier auch das Wappen besagt. Ich habe es 1982 in Übergröße mit Tusche und Feder nach einem Colorbild gezeichnet (ebenso das Wappen der Ortwiger jüngeren Linie). Die Wappen habe ich verkleinert für verschiedene Zwecke. Weil es mir nicht zum großen Künstler gereicht, bin ich immer noch auf der Suche nach einem Wappen- und Portraitmaler hier in meiner Norddeutschen Umgebung. Natürlich gehört es dazu, wenn man in solch eine Familie hinein geboren wird, dass man im rechten Alter auch den familiären, massiv goldenen Siegelring mit dem Pehlemann’schen Wappen „ererbt“. Und stolz besitzt. Aber ich greife ja vor – also zurück zum „Anfang“: 
 
 Zuerst lasse ich eine Notiz meiner Mutter aus ihrem Kalenderchen sprechen:

zu meiner Geburt, im Januar 1947 zu Notzeiten, hatte Mutter schwer zu tun, mich das Licht der Welt erblicken zu lassen. Mit 58 cm Länge verfehlte ich den 60-cm-Längen-Rekord; es muss mich fürs Leben angespornt haben, immer ein lohnendes Ziel im Auge zu haben. Und für „das Ziel im Auge“ bekam ich gleich den richtigen Dickschädel mit, 38 cm Kopf. Dazu brachte ich gewichtige 4.500 Gramm mit auf die Waage des Kreiskrankenhause in Bünde/Westfalen in einem Territorium, das von britischen Soldaten besetzt war und den diesen auch verwaltet wurde. 
 Um von 4,5 kg auf 110 kg zu kommen brauchte der Wolfgang L.M. Pehlemann dann doch noch über 60 Jahre. Doch bis dahin hat es hier noch Zeit, also Geduld bitte.
 Ich bin in en staatliches Niemandsland geboren, Deutschland war noch nicht wieder Deutschland! Von der deutschen Kapitulation nach dem zweiten Weltkrieg 1945 über meine Geburt 1947 bis zur Gründung des geteilten (neuen) Deutschlands 1949 galt das ehemalige Deutschland als besetztes Territorium der alliierten Großmächte, die es 1949 in vier Besatzungszonen aufteilten. Nachkriegs-Notzeiten, meine Mutter musste zweimal schlimme und entbehrungsreiche erleben, nach dem ersten und dem zweiten Weltkrieg. Auf meine Frau Mutter komme ich später wieder zu sprechen, pardon, mit einigen Ausführungen zurück.
 
 Aber das Laufen lernen für den Weg vorwärts ins Leben habe ich selbst übernommen. Und für das Lesen lernen, ja, dafür lief ich schultäglich vier Kilometer. Volksschule Hösel bei Ratingen/Düsseldorf, später dann mit der Eisenbahn ins Gymnasium nach Kettwig an der Ruhr, es folgte das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Koblenz am Rhein. Anschließend das Gymnasium am Kurfürstlichen Schloss zu Mainz am Rhein und schulabschließend das heutige Berufliche Gymnasium FLS in Wiesbaden, auch am Rhein. 
 
 Mein beruflicher Weg in der Bauindustrie begann – nach kurzer Zeit in Mainz am Rhein – in München an der Isar bei einer der bedeutenden Baufirmen Deutschlands, der Held & Francke Baubauaktiengesellschaft (Berliner Dom, Gedächtniskirche, ZDF Verwaltungs- und Sendezentrum Mainz, Olympiastadion München und viele zehntausende andere Bauwerke über mehr als 100 Jahre).
 Bei Held & Francke führte mein Weg wie gesagt von Mainz nach München und weiter von Würzburg am Main nach Frankfurt, nicht an der Oder, sondern am Main, wo ich mit 26 Jahren der jüngste kaufmännische Leiter einer Niederlassung dieser Firma in Deutschland wurde. Eine Aufzählung der Bauten zu meinen Zeiten sprengt hier den Rahmen, es waren U-Bahnen, Verkehrstunnel, Hochschul- und Hotelgebäude, große Brückenbauwerke, Fernmeldetürme, Raketenstellungen, Wohnsiedlungen, Simulatorgebäude Flughafen Frankfurt a.M. sowie Flugplatz-Rollbahnarbeiten und Flugplatz-Hangarsanierungen in der amerikanischen Rhein-Main Air Base, Einkaufszentren, Erweiterungsbauten für die Autoindustrie, städtische Erschließungsmaßnahmen, Fernwärme- und Fernkälteanlagen, Gasleitungsnetze und Gasspeicher, Fernwasserversorgungsleitungen (bis DN 2000), Talsperrensanierungen etc. etc.
 
 Die deutsche Wiedervereinigung habe ich sehr nah erlebt – ein gut befreundeter Bauunternehmer ganz im Osten von Hessen und grenznah zur Zone vollbrachte ein Vorbild in der Nacht des Mauerfalls: er rief seine Arbeiter zusammen, ließ seine Asphaltmischanlage anlaufen und fuhr mit einem Tross von Bauleuten und Gerät zur Zonengrenze, ab Grenz-Kilometer Null Ost ließ er eine verkommene DDR-Straße zum benachbarten Ort im Osten asphaltieren, sein Geschenk zur Wiedervereinigung. Erich ist nicht mehr unter uns, aber „seine“ Straße zeugt auf Dauer vom sinnbildlichen Weg in die Freiheit.
 
 Die Wende brachte mir nicht nur viel Arbeit in der zweiten Berufshälfte hinter der Bürotür, sondern ein Umdenken für die doch sehr erfolgreiche Ausführung vieler Bauaufgaben und deren Finanzierungsleistung in den unterstellten Niederlassungen über fast 20 Jahre: in Jena an der Saale und (wieder) in Frankfurt am Main, in Erfurt am Flüsschen Gera, In Gelsenkirchen an der Emscher, in Kronach an der an der Haßlach und in Zwickau an der Zwickauer Mulde. Viel Arbeit in vielen Bundesländern – einfacher: nicht tätig war ich in den folgenden 4 von 16 deutschen Bundesländern, als da waren Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland – man kann nicht alles haben, aber viel gewinnen… 
 
Die Wende mit der deutschen Wiedervereinigung bedingte aber auch Mobilität, Wiesbaden war längst zu meinem angestammten Wohnort geworden, was man für den Weg in den Osten nicht aufgab  - die Aufgaben zur marktwirtschaftlichen Umstrukturierung einer beachtlich großen Bauunternehmung im Osten erforderten die Anwesenheit vor Ort - mehr als drei Jahre wohnen im Hotel in Weimar und in Jena, knapp 20 Jahre leben insgesamt mit einer Wohnung auf einer ganzen Etage in Wiesbaden und einer großen Maisonette-Wohnung in Jena - keine Zeit Fenster selbst zu putzen. Auch ein Leben im Auto, weit über eine Million Kilometer dienstlich und privat in knapp 20 Jahren - man muss eher hinterfragen, welchen Autobahnkilometer man nicht befahren hat...

 Vom kaufmännischen Leiter und strategischen Manager bis zum Prokuristen: ein unbeschreiblich herausfordernder Weg durch bestandene berufliche Vielfalt. Umbau und Ausrichtung eines großen ostdeutschen Bauunternehmens auf die Anforderungen der Marktwirtschaft und Steigerung personeller und materieller Substanz auf fast das Doppelte sowie Erzielung rentabler Umsätze im Osten und zugleich auch im Westen, was nur wenigen Ostfirmen gelang. Da darf man schon stolz sein. Und mehr als 10 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands auch die Umstellung auf den Euro von der Deutschen Mark, eine Währung überlebt. Und erlebt, wie eine Welt sich verändert: vom Bakelit-Telefon zum Telex, überlebt, hin zum Telefax, überlebt, die Handkurbel-Rechenmaschine und die Schreibmaschine bereits 1980 mit dem Personal-Computer überlebt, das Smartphone-Handy ersetzte im Dienstwagen das wuchtige Funktelefon vom B- und C-Netz, überlebt. Zeitzeichen, meine Vorliebe für analoge Uhren wandelte sich altersbedingt hin zur Uhr, die auch für mich ein EKG schreiben kann. 
 
 Doch das Menschliche blieb nicht auf der Strecke: andere Bauaufträge an anderen Orten mit anderen Mitarbeitern hieß auch stets andere Auftraggeber, man verhandelte miteinander, man baute miteinander und man teilte den Erfolg miteinander. Eines hätte ich nicht gekonnte: ein Leben lang die gleiche Tafel Schokolade zum gleichen Preis an die gleichen Leute in den gleichen Handelsketten zu verkaufen.
 
 Zu meiner Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung gibt es ein Wort von der Mutter meines Vetters Peter Pehlemann, also von meiner Tante Erika Pehlemann. „…ja, wie geht es dem Wolfgang (Anm.: mir), ist er immer noch in der russischen Zone?“ – das durfte meine geschätzte Tante in betagtem Alter so hinterfragen. Die Jugend unter uns realisiert nicht mehr, dass Deutschland einst nach dem Krieg von den Alliierten in eine russische und weiter in eine amerikanische, eine englische und eine französische Zone aufgeteilt worden war. So gehörte mein Geburtsort , die Zigarrenstadt Bünde zur britischen Besatzungszone.
 
 Und ein anderes Ereignis fand nach der Jahrtausendwende statt. Ich begegnete einem jungen Mann mit seinem bildschönen, jungen und schneeweißen Husky-Mädchen, Fatima genannt. „Den Husky nehme ich sofort“, ging es über meine Lippen. Die Antwort kam postwendend: „Eher kriegen Sie von mir jede Freundin, als dass Sie Fatima je bekämen“. Im Januar 2002 bekam ich Fatima, aber nicht seine Freundin. Ganze zehn Jahre lang bereitete Fatima mir unbeschreiblich viel Freude. Sie erlebte mit mir alle Orte in ganz Deutschland, wo es schön ist, und nicht nur dort, auch in Europa. Sehr viel mit auf Fahrten im Dienstwagen, auf Reisen im Reisemobil, im Caravan-Gespann, mit im Cessna-Flieger und auch unterwegs per Schiff. Sie wusste, dass sie fotogen ist, so machte es auch ungemein viel Spaß zigtausende von Deutschland-Fotos zu machen, wo das weiße Husky-Mädel sich selbst im Motiv inszenierte, dazu lachte und grinste und am liebsten mir immer ein paar Schritte voraus. Nur beim Segelfliegen hoch in die Stille der Lüfte durfte sie nicht mit in die Enge der Segelflugkabine, zu sehr auch die Gefahr, dass sie unkontrollierbar die Steuerungsmechanismen des Seglers blockiert. – Fatima, zehn Jahre lang. Danke. 
 
 Gen Ende von fast 50 Jahren Berufstätigkeit kann ich auf Erfolgreiches zurückblicken, aber ich werde mir keinen Grabstein mit Aufschrift „Prokurist“ bestellen – ich mochte zur Pensionierung nicht an Grabstein denken. Ich mochte erst an den Ort für meinen Ruhestand denken, an Rhein und Ruhr oder Mosel? Flüsse gab es genug in meinem Leben. Meine Ruhestandsvision lautete: Nähe zum Meer, aus dem bevorzugten Greifswald in Ostdeutschland vor Rügen und Usedom wurde etwas anderes, Steinberg an der Geltinger Bucht und der Ostsee, nur 2800 Meter von der Haustür zum Strand – mein Domizil seit dem 1. November 2011, rechtzeitig zum Beginn des Ruhestands am 1. März 2012.
 
 Ach ja, der Beruf ist zumeist nicht alles im Leben. Was muss ein Mann im Leben alles tun? Ich habe es mit den Worten des Briten David Hume gehalten: ein Mann soll im Leben einen Baum pflanzen, ein Haus bauen und ein Kind zeugen. Und ich habe mich ein Leben lang gefragt, warum bei den drei belangreichen Werten in diesen immer gleichen Zitaten nie eine Frau auftaucht? Nun, ich habe mich im Leben auch nie an eine vorgegebene Reihenfolge oder so etwas gehalten. Ich habe viele Bäume (selbst) gepflanzt, ich habe zwei Kinder gezeugt (so mir bekannt) und gebaut habe ich mehr als meine Nachbarn (im Ruhestand) zusammen. 
 Da war immer noch nicht von einer Frau die Rede? Ich habe es zu mehr als zwei Frauen geschafft, zwei Ehefrauen, nacheinander, versteht sich. Mit der ersten Ehefrau, aus den Niederlanden, kann ich auf Familie zurückblicken. 14 Jahre, mit zwei Töchtern, für die Zeit von 1970 bis 1983, mit einem calvinistischen Abgang zur Rückkehr von Frau (mit Kindern) in die Niederlande. 
 
 Hier muss ich ein familiäres Detail einfügen. So wie ich einen Trauring meiner Großmutter besitze, ließ man mir natürlich auch einen traditionellen Wappen-Siegelring der Familie Pehlemann zuteilwerden. Nach dem Vorbild so eines elementaren Familienstücks ließ ich bei einem Goldschmiedemeister in Weimar 1999 für meine Tochter Beatrix Astrid Marianne Pehlemann einen ebensolchen Siegelring mit Wappen im klassischen Lagenstein machen, dazu habe ich selbstverständlich auch einen angeschmiegten goldenen Beisteckring anfertigen lassen, mit zwei Brillianten, logisch, weil zweite Tochter. Das musste in Weimar geschehen, weil es nichts hat, wenn solche Familien-Stücke von einem Laden aus Duisburg kämen. Weimar, weil Weimar das gewisse Etwas hat und weil dort 1918 deutsche Geschichte mit der Weimarer Nationalversammlung geschrieben wurde, und die Familie Pehlemann hingegen schon Geschichte seit 1622 schreibt. Und diesen Siegelring aus Weimar auch weil meine Wenigkeit ein knappes Jahr lang die Suite des Hotels Kaiserin Augusta oberhalb der Stadt bewohnte. Unvergeßlich schöne Zeit.
 Und für die Ehre einen Familien-Siegelring tragen zu dürfen, muss man(n) 25 Jahre alt werden. Das gilt auch für eine Tochter. Ich halte es mit Traditionen. Ergo eine weitere: zu meinem 75. Geburtstag anno 2022 bekam eben diese Tochter auch meinen betagten Wappen-Siegelring. Weil ich diese Weitergabe erleben wollte. Nach meinem Tod hätte es mich ja nicht mehr beseelt. 
 
 Zur zweiten Ehe ab 1985 kann ich bezeugen, dass es weder für das Zeugen eines Kindes gereichte, noch für ein ganzes Jahr in Zweisamkeit. Das titulierte ein befreundeter Bauingenieur so: „Herzlichen Glückwunsch zum selbst gewählten Schicksal“.  Aus anderer Richtung versuchte es ein vertrauter Baudirektor eines Auftraggebers mit seiner Ermunterung: „Andere Väter haben auch hübsche Töchter“. Man sagt mir nach, ich hätte mich an diese Worte gehalten. Mehr muss ich an dieser Stelle nicht vertiefen. Seit 2015 wird mir sogar eine Affinität zu Holland nachgesagt? Meinen Ruhestand genieße ich (mit etwas umtriebiger Unruhe) mit einer mich begleitenden Amsterdamerin…
 
 Ich habe noch nicht meinen Vater Bernhard Richard Peter Friedrich (Pehlemann) erwähnt, nicht eben das erste Kind des Gutsbesitzers Erich Pehlemann, sondern ein späterer, noch im ersten Weltkrieg geborener Sohn, und der musste in alter preußischer Tradition von Gutsbesitzern – ob der Erbfolge zum ersten Sohn - dann ein Anwalt, Richter oder Offizier werden. Und das Letztere wurde es. Ein junger Offizier im Heer im unseligen 2. Weltkrieg, danach ein Berufsweg in der deutschen Bundeswehr bis zum Oberst i.G. und zum frühen Ende mit überraschendem Tod mit 53 Jahren. Aber. Aber anzumerken ist, dass mein Vater in der Bundeswehr ab 1956 bis zu seinem Tod 1969 von jedem Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und von jedem Bundesverteidigungsminister eine Ernennungs- und Beförderungsurkunde erhielt. Es gäbe vieles zu berichten. Sei es drum an anderer Stelle.
 
 Auch ich habe zu einigen deutschen Bundeskanzlern eine Verbindung. Mit Bundeskanzler Konrad Adenauer verbindet mich seine zielgerichtete Schlitzohrigkeit. Mit Kanzler Ludwig Ehrhardt teile ich etwas das Wirken in der Marktwirtschaft. Mit Bundeskanzler Helmut Schmidt teil(t)e ich die Vorliebe für die Quantität des Zigarettenrauchens. Mit Kanzler Helmut Kohl verbindet mich eine gewisse seinerzeitige Vorliebe für blaue Anzüge und eine Mitgliedschaft ab 1973 in der CDU, der allerdings eine CSU-Mitgliedschaft ab 1965 vorausging. 
 In meiner 18 Jahre währenden aktiven politischen Betätigung ergab sich eine kleine Begebenheit mit dem Bundesminister der Verteidigung a.D. Dr. Franz-Josef Strauß – ich hatte ihn zu einer meiner Großveranstaltungen eingeladen, in den Frankfurter Palmengarten, und er hatte zugesagt. Nach seiner allgemein politisch ausgerichteten Rede dankte ich ihm und brachte ihn vor die Tür zu seinem Dienstwagen, wo ich ihn bat, auf meinem aktuellen CDU-Ausweis sein Autogramm zu hinterlassen. Er lachte schallend und fragte: “mein lieber Pehlemann, als CSU-Chef darf ich das auf Ihrem CDU-Ausweis doch gar nicht…?“, sprach’s, tat es trotzdem und fuhr davon. Mein Rückweg in den Palmengarten zu meinem Podiumsplatz wurde vom Sicherheitsdienst gestoppt: ich hatte meinen Veranstaltungsausweis auf dem Podium liegen gelassen – einige vor der Tür rauchende Veranstaltungsteilnehmer halfen und machten mir den Weg zurück wieder frei. 
 Dies als Anekdote mag angebrachter sein, als hier beschwerliche politische Aktivitäten auszubreiten, die zu viel Raum einnehmen würden.
 
 Anders als bei C. E. Walter Pehlemann besitzt mein Beitrag zur Historie der Familie nicht diesen Reichtum an Umfänglichkeit. Erwähnen möchte ich dennoch, dass es mir 1982 noch vor meinem ersten Pehlemann’schen Familienfest gelungen war, dokumentarisch Namen und Nachkommen unserer Stammmutter Eva Döhring herauszufinden, dies bei Durchsicht von vielen deutschen Pfarrerhandbüchern in einem sehr großen bibliothekarischen Archiv in Darmstadt. Stolz bin ich auch auf einen kleinen Briefwechsel in den 1960er und 1970er Jahren mit Lilian Olson in Kanada und Clara Manchester in den USA, wo ich mir aber des regionalen Bezugs nicht mehr sicher bin. Allerdings sind die auf dem Schriftwechsel basierenden, viel späteren Aktualisierungen im Stammbaum nicht genug gesichert. Diese Briefe habe ich nach erster Ehe und erstaunlicher Zuwendung der Familie zu meiner Erst-Ehefrau (die allzu unverzüglich gar den Namen Pehlemann ablegte angesichts minderjähriger Töchter eben jenes Namens) zusammen mit vielen anderen familiären Unterlagen an Fritz-Wilhelm Pehlemann übergeben, um es dort für mich zu bewahren. 
 
 Spätestens an dieser Stelle muss ich Worte ausführen zu meiner Mutter Eva Dorothea Pehlemann, geborene Cygan, Tochter eines Rentmeisters und Verwalters eines sehr großen Gutes in Oberschlesien. Über die von ihr erlebten Notzeiten habe ich eingangs bereits geschrieben. Aber es waren nicht allein Zeiten von Not, nein, es kam die Flucht vor der Vertreibung durch anrückendes russisches Militär noch während des 2. Weltkrieges hinzu. Die Familie entschloss sich zur Flucht, für die vieles Materielle zurückgelassen wurde, und was mitgenommen wurde, das ging teilweise unterwegs verloren. 
 
 Mein Familienfest 1982, meine familiären Interessen, dafür kann sich jemand nicht so umfänglich wie ich begeistern, jemand den ich noch nicht erwähnte: meinen Bruder . Er schrieb sich ein, einst, für Deutsch, Französisch und Geschichte an der Universität in München und Salzburg. Und er schrieb es auf, seine Touren in die Wüsten, auf anderen Kontinenten. Und aus dem Schreiben und den Touren wurde ein Beruf. Ein Schreiberling und Fotograf für eine Zeitschrift und seine eigenen Bücher, ein Berufsleben lang, auch für eine Vorliebe zum Reisemobil. Sein Beruf ließ ihn die schönen Kontinente einsammeln (man verzeihe mir, dass es hernach auch weniger schöne geben könnte). Afrika, Amerika, Alaska bis Feuerland, Australien, natürlich auch Europa und etwas Vorderasien. Da sammelte er das ein, was den Stoff für Abenteuerreisen ausmacht – da kriegt man lebenslänglich, ich meine: lebenslänglich ein Gefühl dafür. Und wer live vor den Löwen stand, der geht wohl kaum in den Zoo für so einen Anblick. Als Bruder vom Bruder reicht mir Europa, die ganzen anderen Kontinente muss ich nicht alle einsammeln.
 
 Gesammeltes Leben? Noch bin ich nicht so weit. Das automobile Zeitalter habe ich nicht verpasst, alte und neue Autos, langsame und schön schnelle, 30 Autos von 4,07 m Länge bis zu beachtlichen 5,45 Metern, mit ovaler Heckscheibe oder weiß-blauer Unverkennbarkeit, von vier Ringen bis zum Stern, zweitürig oder mehr, auch am kleinen WoMo, ach ja, zudem hat es für sechs „mitreisende“ Caravans auch gereicht. Feel free to take time for freedom on the wheels. Ich habe eingesammelt, 2,5 Millionen Kilometer, und das dürfte noch zu wenig sein. Mir gefällt’s. Immer noch. Greta Thunberg nicht.
 
 Und damit fallen die Hobbies zusammen. Reisen, Reiseziele, Fotos, Fotokameras. Von der Agfa Clack mit 12 Jahren bis später zur Hasselblad, alter Schwede! Die Rollei’s oder meine japanische Zenza Bronica, die ich trotzig woanders erwarb, als mir eine solche komplette Ausrüstung vor der Nase weggekauft wurde. Kleinbild für großartige Fotos – dafür wartete ich gar einmal zwei volle Stunden an der großen und sehr belebten Kreuzung vor dem Palácio Nacional de Mafra in Portugal auf ein einziges Foto ohne Menschen und ohne Auto im Motiv – es gelang, ein wahrliches Highlight im Leben! 
 Unzählige Kleinbildfilmchen verarbeitet, ja, das Fotografieren kann Arbeit sein. Oder werden. Mit Replik einer Leica, mit einem ganzen Reigen von Zeiss Kameras, wo ich immer noch sage, Zeiss ist das Nonplusultra beim Objektiv, auch heute, nach analog, an meinen digitalen SoNiCan’s. Wie bitte? 
 So nenne ich meine Canon‘s, viele ausrangiert, Nikon’s, noch mehr in den Schrank, aber zwei beste Sony’s mit dem i-Tüpfelchen von Zeiss-Objektiven vorne dran für’s aktive Hobby. Da lacht mein Sammler-Herz und die Fotografen-Seele jubelt. Ja, so bin ich auch.
 Fotografieren, unterwegs auf großen oder langen Reisen, nach der Kathedrale ist vor der Kathedrale, nach dem Schloss ist vor dem Schloss, nach dem Foto vom prächtigen Meerbusen ist vor dem Foto vom schöneren echten, nach den Oldtimern ist vor dem Automuseum, nach dem „Bitte recht freundlich“ ist vor dem Archivieren in meinem großen Foto-Fundus mit mehreren Hunderttausend Fotos – ich sagte doch, es kann Arbeit sein
 Fotografieren und Reisen machen süchtig. Hier keine Predigt über die schönsten Reise-Erlebnisse, hier nur ein Blick auf meine Fernweh-Karte, der Weg führte einmal oder vielfach an die Ziele und in die Länder, die mit farbigen Flaggen gekennzeichnet sind (die Schwarz-Weißen bleiben außer Betracht). Da kenne ich z.B. Koblenz ohne Seilbahn, Sintra ohne übermäßigen Tourismus, Calella noch ganz ohne Hotels, Aida in Verona und Rocco Granats Marina unten in der sizilianischen Grotte von Syrakus, da kenne ich die Affen von Gibraltar ganz oben, winterliches Athen noch unter brauner Rußwolke, und dazu erlebte ich schon und noch oben den feuerspeienden Ätna und anders die Eselkarren im städtischen Treiben von Tirana. Und viel mehr. 
 Mein Fazit? Das Leben ist zu kurz, um sich für schlechte Eindrücke und mindere Fotos an weniger schönen Reisezielen aufzuhalten…

Tour map Europe Anklicken für größeres Bild ©W.L.M.Pehlemann

In meinem Leben unternahm ich viele Reisen durch alle Länder und über alle Inseln, die mit colorierten Flaggen markiert sind, und zwar auch viele Reisen mehrfach und seit der Pensionierung Jahr um Jahr Reisen mit einer Dauer von zwei bis drei Monaten: das nenne ich Länder zu bereisen..

Aber eines darf gesagt werden, alle diejenigen, die sich in den strandnahen Hotelburgen, auf Kreuzfahrtschiffen, auf Mallorca, Ibiza, den Kanaren, in anderen Ghettos usw. für den Urlaub aufhalten, allen denjenigen sei dafür gedankt – sie kommen mir woanders nicht störend quer vor’s Objektiv. Sage ich als Philosophotos…
  
  Die jungen Genealogen dürfen vom Vorstehenden etwas oder mehr nach Belieben der Familiengeschichte hinzufügen, wenn ich nicht mehr bin.
 Und die jungen Genealogen dürfen nachdrücklich nachfragen, aus der Familie mehr Biografisches zu erhalten. Papyrus pehlemanus könnte länger Bestand haben als verhallende Worte aus Erzähltem.
  
  13. Mai 2024
  Wolfgang L. M. Pehlemann